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Wenn der Hund nicht alleine bleiben kann – unsere Geschichte mit Nana (und warum ich heute weiß, dass es Hoffnung gibt)

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Wenn man mich heute vor vier Jahren gefragt hätte, ob ich Lust auf einen Kinobesuch hätte, hätte ich wahrscheinlich laut losgelacht – dieses müde, leicht hysterische Lachen, das man nur hervorbringt, wenn man eigentlich weinen möchte. Denn Kino? Freizeit? Ohne Hund? Das war für uns unvorstellbar.

Unsere Hündin Nana konnte nicht alleine bleiben. Und wenn ich sage „nicht“, dann meine ich nicht „ein bisschen quengelig“.

Ich meine: absolute Panik. Ein Hund, der sich in Todesangst windet, wenn die Bezugsperson auch nur den Raum verlässt.

Ich habe als Hundetrainerin vieles gesehen. Aber Nana war ein ganz neues Level.

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Wie alles begann – und warum es schlimmer war, als wir dachten

Nana kam vor gut viereinhalb Jahren aus Spanien zu uns. Eine hübsche, quirlige, etwa siebenjährige Tierschutzhündin, die im Tierheim als „mutig und menschenbezogen“ beschrieben wurde. „Eine, die noch Freude an ein paar Stunden Hundeschule hätte“, hieß es. Klingt nett, oder?

Was wirklich auf uns zukam, hätten wir uns nicht einmal in unseren Albträumen ausmalen können.

Zwei Wochen nach ihrem Einzug hatte ich – naiv, wie ich war – einen Friseurtermin.

Mein Mann blieb mit Nana und unseren drei Katzen zu Hause. „Alles easy“, dachte ich. Sie ist ja nicht alleine.

 

Tja. Nach 20 Minuten ging es los:

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  • Unruhiges Umherlaufen, die Augen weit aufgerissen.
     

  • Starkes Speicheln, panisches Jaulen, steigendes Bellen.
     

  • Schließlich Kot- und Urinabsatz mitten in der Wohnung.
     

Und dann – der Moment, den wir nie vergessen: Mein Mann wollte Nana beruhigen. Sie schoss in ihrer Panik nach vorne und biss ihn.

Es war der erste von mehreren Beißvorfällen, die er über sich ergehen lassen musste. Bis heute danke ich ihm, dass er nie aufgegeben hat.

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Das Leben mit einem Hund, der nicht alleine bleiben kann

Ab diesem Tag änderte sich unser Leben radikal. Ich ging nicht mehr einkaufen. Kein Kino, kein Restaurant, keine Verabredung. Ich wich Nana nicht von der Seite – über ein Jahr lang.

Während Corona war es fast grotesk: Als wir unsere Impfung bekamen, musste alles so organisiert werden, dass ich „hineinhüpfte“, schnell die Spritze bekam und sofort zurückhetzte.

Mein Mann stand mit Nana draußen vor der Tür, bereit, den Hund irgendwie zu halten.

Manchmal scherzte ich, dass wir in einer Art „Hunde-Gefängnis“ lebten. Aber in Wahrheit war es kein Witz. Es war eine Odyssee aus Verzicht, Tränen, Schuldgefühlen und Verzweiflung.

Und das Schlimmste: Wir fühlten uns allein. Niemand konnte Nana hüten. Nicht mal mein Mann reichte ihr, wenn ich weg war.

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Trennungsangst bei Tierschutzhunden

Bei vielen Hunden aus dem Tierschutz zeigt sich ein besonderes Muster: Sie binden sich extrem stark an eine einzelne Person.

Warum passiert das?

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  • In ihrem bisherigen Leben haben diese Hunde oft unsichere, wechselnde oder traumatische Erfahrungen gemacht.

  • Manche mussten um Ressourcen kämpfen, andere haben Verlust oder Vernachlässigung erlebt.

  • Ihr Nervensystem speichert: „Nur wenn ich mich ganz fest an jemanden binde, überlebe ich.“
     

Die Folge:
Es entsteht eine Art „Überlebensbindung“ – der Hund fixiert sich auf diese eine Person, weil er dort Sicherheit und Verlässlichkeit spürt.

Das Problem:

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  • Verlässt diese Bezugsperson den Raum oder das Haus, gerät der Hund in blanke Panik.

  • Andere Familienmitglieder oder Tiere können ihn in dieser Situation kaum beruhigen – sie „zählen“ nicht.

  • Trennungsangst wird dadurch besonders schwerwiegend, weil der Hund nicht einfach mit einem anderen vertrauten Menschen zurechtkommt.​​

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Kleine Schritte in Richtung Freiheit

Es dauerte fast zwei Jahre, bis Nana zumindest mit meinem Mann alleinbleiben konnte. Dann kam meine Mutter als weitere Bezugsperson dazu.

Schritt für Schritt erkämpften wir uns zurück, was andere für selbstverständlich halten:

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  • Ich konnte wieder einkaufen gehen.

  • Mein Mann und ich schafften den ersten Kinobesuch.

  • Heute, vier Jahre später, kann Nana 3–4 Stunden entspannt alleine bleiben.
     

Das klingt vielleicht nicht spektakulär. Aber für uns war es eine Erlösung.

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Klassische Trainingsansätze – und warum sie nicht ausreichten

Natürlich haben wir alles ausprobiert, was die Fachliteratur empfiehlt:

  • Konditionierte Entspannung – Signale, die Ruhe ankündigen.
     

  • Safety Space – ein Rückzugsort, an dem sie Sicherheit findet.
     

  • Optische Ankündiger – kleine Rituale wie „Ich lege die Jacke hin“.
     

  • Kleinschrittiges Desensibilisieren – Schlüssel in die Hand nehmen, Tür öffnen, wieder hinsetzen.
     

Das half – aber eben nur bedingt. Nana war zwar stabiler, aber noch lange nicht wirklich entspannt.

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Der Game Changer – warum positive Verstärkung beim Alleinebleiben funktioniert

Wir hatten so viele klassische Methoden ausprobiert – Entspannungssignale, Safety Spaces, optische Ankündiger, Desensibilisierung. All das half ein Stück weit, aber Nanas Angst blieb im Kern bestehen.
Der Wendepunkt kam, als ich in den USA auf eine neue Trainingsmethode stieß. Eine, die das Alleinebleiben nicht als passive Situation betrachtet, die der Hund einfach aushalten soll – sondern als aktive Lernchance, bei der er systematisch belohnt wird, wenn er es schafft, ruhig und entspannt zu bleiben.

Das klingt vielleicht erst einmal unspektakulär, aber für uns war es der Game Changer.

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Warum das so logisch ist

Wenn wir ehrlich sind: Hunde lernen am besten über die positive Verstärkung. 

  • Wenn etwas Positives passiert, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Hund dieses Verhalten wieder zeigt.

  • Wenn Angst jedoch ignoriert oder gar „ausgesessen“ wird, lernt der Hund nichts – außer, dass er mit seiner Panik allein bleibt.

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Stell dir vor, du hast Flugangst. Würde es dir helfen, wenn dich jemand einfach in ein Flugzeug setzt und sagt: „Halt durch, irgendwann gewöhnst du dich schon dran“?
Wahrscheinlich nicht. Aber wenn du bei jedem kleinen Schritt – Einsteigen, Anschnallen, erste ruhige Minuten – positive Bestätigung erhältst, würde sich deine Angst Stück für Stück in Vertrauen verwandeln.

Genau so funktioniert dieses Training beim Alleinebleiben.

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Was im Training passiert

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  1. Kleinschrittiges Vorgehen: Der Hund bleibt nicht „einfach mal eine Stunde alleine“, sondern wir fangen mit winzigen Momenten an – Sekunden, nicht Minuten.
     

  2. Aktives Belohnen: Jede ruhige Sekunde, jedes entspannte Warten wird markiert und belohnt. So entsteht beim Hund das Gefühl: „Alleinebleiben = etwas Gutes passiert.“
     

  3. Aufbau echter Resilienz: Der Hund lernt nicht nur, Panik zu vermeiden, sondern aktiv eine positive Erwartungshaltung zu entwickeln.
     

  4. Stabile Generalisierung: Durch Wiederholungen in verschiedenen Kontexten versteht der Hund, dass es immer lohnenswert ist, entspannt zu bleiben – egal ob morgens, abends oder in einer neuen Umgebung.
     

Das Ergebnis? Statt passiv in Angst gefangen zu sein, wird der Hund Handlungsfähig und selbstbewusst.

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Warum nicht schon viel früher?

Diese Frage stelle ich mir bis heute. Denn eigentlich ist es doch völlig logisch:

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  • Warum sollten wir Angst „aussitzen“, wenn wir sie gezielt abbauen und durch positive Gefühle ersetzen können?

  • Warum sollten wir Hunde in Extremsituationen bringen, wenn wir mit Geduld und systematischer Verstärkung viel nachhaltiger arbeiten können?
     

Die Antwort: In der Hundewelt war man lange zu sehr auf „Desensibilisierung“ und „Aushalten“ fixiert. Die Verhaltensforschung hat uns aber längst gezeigt, dass aktive Belohnungssysteme nicht nur schneller, sondern auch nachhaltiger wirken.

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Was die Wissenschaft sagt

Besonders spannend sind die Arbeiten von Dr. Erica Feuerbacher, die in einer Vergleichsstudie untersucht hat, ob klassische Desensibilisierung oder Training mit positiver Verstärkung beim Alleinebleiben erfolgreicher ist.

Das Ergebnis war eindeutig:

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  • Bei der reinen Desensibilisierung (also: der Hund bleibt in kleinen Schritten länger allein, ohne dass etwas passiert) zeigte sich nur ein sehr begrenzter Fortschritt. Viele Hunde blieben zwar äußerlich ruhiger, ihre innere Anspannung blieb jedoch bestehen.

  • Das Training mit positiver Verstärkung hingegen führte dazu, dass Hunde nicht nur ruhiger wirkten, sondern tatsächlich entspannter waren. Durch gezielte Belohnung in Momenten der Ruhe entstand eine stabile Verknüpfung: Alleinsein lohnt sich.
     

Dr. Feuerbacher konnte außerdem zeigen, dass Hunde nicht ausschließlich über Futter motiviert werden. Auch soziale Verstärkung – also freundliche Stimme, Zuwendung oder Blickkontakt – hat eine starke Wirkung.

 

👉 Für das Alleinebleiben bedeutet das:
Wenn wir gezielt positive Reize einsetzen, sobald der Hund entspannt ist, schaffen wir eine nachhaltige Lernwirkung. Der Hund entwickelt nicht nur Strategien, das Alleinsein „auszuhalten“, sondern er empfindet es zunehmend als etwas Sicheres und Positives.

Der Unterschied für Nana – und für dich

Für Nana war dieses Vorgehen die Wende. Sie hörte auf, das Alleinebleiben als Horrorszenario zu sehen, und begann es stattdessen als positive Erfahrung zu verknüpfen.

Und genau das erlebe ich auch mit meinen Kund:innen in Hamburg und online:

 

  • Hunde, die jahrelang nicht alleine bleiben konnten, beginnen plötzlich, entspannt zu dösen.

  • Besitzer, die monatelang verzichtet haben, können endlich wieder einkaufen, Freunde treffen oder ins Kino gehen.

  • Der Alltag wird leichter, der Druck fällt ab – und die Beziehung zum Hund verbessert sich spürbar.

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Dieses Training ist keine „Zauberei“, sondern schlicht angewandte Lernpsychologie.
Kleinschrittig, belohnungsbasiert, wissenschaftlich fundiert.
Und es funktioniert – nachhaltig und fair.

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Heute – und warum ich dir helfen kann

Heute schaue ich auf diese Jahre zurück und denke: Ich würde es kein zweites Mal so machen. Ich hätte mir viel früher professionelle Hilfe gesucht, zum Beispiel bei einem Fachtierarzt für Verhaltensmedizin.

Aber ich weiß auch: Diese Reise hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.


 

 

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Wenn du gerade denkst: „Genau so geht es uns!“, dann möchte ich dir sagen: Es gibt Hoffnung.

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  • Dein Hund kann lernen, entspannt alleine zu bleiben.

  • Dein Alltag kann wieder leichter werden.

  • Dein schlechtes Gewissen darf leiser werden.
     

In meinem Kurs „Endlich gerne alleine“ begleite ich dich Schritt für Schritt.
Ich arbeite mit Hundebesitzern im ganzen Hamburger Norden (St. Georg, Altona, Eimsbüttel, Winterhude, Wandsbek und Umgebung) und online.

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📌 Meine Angebote:

  • Individuelles Coaching vor Ort in Hamburg
     

  • Online-Kurs „Endlich gerne alleine
     

  • Wissenschaftlich fundierte, gewaltfreie Methoden
     

  • Persönliche Begleitung von den ersten Sekunden bis zu mehreren Stunden Alleinsein
     

👉 Bitte Warte nicht zu lange.
Trennungsangst wächst, wenn man sie ignoriert. Je früher du startest, desto schneller wird dein Hund entspannter.

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Woran erkenne ich Trennungsangst bei Hunden?

  • Hecheln, Zittern, Speicheln, geweitete Pupillen

  • Lautes Jaulen, Winseln, Bellen

  • Zerstörung von Möbeln, Türen oder Fenstern

  • Unsauberkeit trotz Stubenreinheit

  • Selbstverletzendes Verhalten oder extremes Kratzen an Türen

  • Übersteigerte Fixierung auf eine Bezugsperson
     

👉 Wichtig: Trennungsangst ist keine Ungezogenheit, sondern eine ernsthafte Angststörung.

Wichtig:
Solche Hunde brauchen ein sehr behutsames, kleinschrittiges Training, bei dem sie lernen, Sicherheit nicht nur aus der Anwesenheit einer Person zu ziehen, sondern auch in sich selbst zu finden.

 

Genau so war es bei Nana. Ich war ihre ganze Welt.

Ich bin Jana Speitmann, Hundetrainerin (Ziemer und Falke) und Verhaltensberaterin in Hamburg (ATN), spezialisiert auf Trennungsangst, Aggressionsverhalten und Traumafolgestörungen.

Absolventin von Michael Shikashios „Aggression in Dogs“, mit Zusatzqualifikation Traumakompetenz und vielen weiteren Fortbildungen.

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Vor allem aber: Ich bin eine, die selbst durch die Hölle der Trennungsangst gegangen ist. Ich weiß, wie sich Verzweiflung anfühlt.

Und ich weiß, wie es sich anfühlt, endlich wieder ins Kino gehen zu können.

Dein Hund kann nicht alleine bleiben? Hilfe in Hamburg

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Kontakt

Jana Speitmann
jana@senfhunde-hamburg.de

Adresse

Braamkamp 25, 

22297 Hamburg

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